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Dienstag, 27. Januar 2009

Sehr aufgeräumt ins neue Jahr

Die Feierlichkeiten in der Neujahrsnacht haben wir gut überstanden. Während es andernorts richtig rund ging, konnten wir den Jahreswechsel an der Flusspromenade in Ruhe genießen. Fast ein bisschen zu ruhig, denn abgesehen von dem heftigen Feuerwerk vor dem Paulaner, das wir kurz nach zwölf "mittendrin statt nur dabei" erleben durften, fielen die Feierlichkeiten dort und am gegenüberliegenden Flussufer relativ verhalten aus.

Dass überall sonst ungehemmt geböllert wurde, war allerdings nicht zu überhören. Freunde berichteten uns von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in ihrem Stadtviertel. Auf dem Heimweg konnten wir uns an einigen Ecken davon selbst ein Bild machen, denn es ging natürlich bis in die frühen Morgenstunden weiter. Interessant, mit welchen Kalibern hier gearbeitet wird...

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Während wir also die wilden Feierlichkeiten ohne nennenswerte körperliche und materielle Verluste überstanden haben, sehe ich mich seit heute Morgen einer anderen Gefahr ausgesetzt: Meine Frau hat Urlaub – und sie räumt auf. Richtig auf!

Mit einer großen Mülltüte und der Effizienz eines Heuschreckenschwarms arbeitet sie sich von Schrank zu Schrank, von Zimmer zu Zimmer. Klamotten aus der Vorsaison, bunte Pizzeria-Flyer, Kugelschreiber und die alten Zeitschriften, die wir noch mal durchschauen wollten, alles weg. Kaum etwas, das heute verschont wird. Ich bin gespannt, ob ich nach dieser Reinigungsaktion - und vor allem nach diesem Blogeintrag ;-) - übrig bleibe und wo mein neuer Platz sein wird!

Nach dieser destruktiven Phase setzt übrigens normalerweise die dekorative Phase ein: Dann werden im ganzen Haus neue Bilder aufgestellt, kleine Deckchen ausgelegt und auf Tischen und Schränken hübsche Schalen installiert. Bin mal gespannt.

Sonntag, 25. Januar 2009

Der Ochse zieht ein

Neuer Mitbewohner in unserem Appartement! Unser Chinesisch-Lehrer hat uns zum Jahreswechsel einen goldenen Ochsen geschenkt. Mit den großen Kulleraugen süß anzuschauen, auch als Spardose zu verwenden und eine Bereicherung für unser bislang karg dekoriertes Wohnzimmer. So kann das neue Jahr des Ochsen heute Nacht beginnen!

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In den letzten Tagen haben sich unsere chinesischen Gastgeber schon ein wenig warmgeschossen was das Feuerwerk angeht. Seit ein paar Stunden sieht man fast ständig farbige Lichtblitze und zwischen den Häuserschluchten ergibt der Kanon der Böller (Was sind eigentlich "China-Kracher"?) ein unüberhörbares Grummeln. Das wird sich bis Mitternacht noch massiv steigern und bis morgen früh anhalten. Hier wird gefeuerwerkt bis der Letzte verwundet ist...

Wir werden uns gleich in einigem Abstand zu den Schlachtfeldern mit Freunden zum Abendessen treffen und um Mitternacht an den Huangpu ziehen, um das reiche Lichterspiel auf der anderen Flussseite zu verfolgen. Es wird laut. :-)

Xin nian kuai le! - Frohes neues Jahr!

Übrigens: Bei der Familie unseres Lehrers sind wir dieses Mal nicht eingeladen. Denke, aufgrund der Glücksspielerfolge meiner Frau im letzten Jahr wird es dazu auch so schnell nicht mehr kommen... ;-) Aber Schildkröte kann man ja auch hier essen!

Samstag, 24. Januar 2009

Wer hat den schönsten Pavillon?

Ein eiskalter Morgen mit Minusgraden beschert uns eine vergleichsweise klare Sicht auf den im Bau befindlichen chinesischen Pavillon zur Expo 2010. Wir verfolgen die Konstruktion flussaufwärts vom Wohnzimmer aus schon seit ein paar Monaten. Es wird.

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Zu Beginn der Expo am 1. Mai 2010 soll der fertige Pavillon rot sein. (Bessere Aufnahmen zum aktuellen Stand der Bauarbeiten findet man hier.) Schick, aber die anderen Teilnehmer lassen sich ja auch nicht lumpen, was ihre Gebäude angeht. Was lässt man sich für 70 Millionen erwartete Besucher nicht alles einfallen!

Donnerstag, 22. Januar 2009

Aus die Maus?!

Das Jahr der Maus, das am Sonntag offiziell endet, bleibt nicht ohne Folgen: In Shanghai soll ein Disneyland gebaut werden! Das berichtet jedenfalls das Staatsfernsehen CCTV. Die erste Bauphase soll 2014 abgeschlossen sein. Gott sei Dank gibt es kein Jahr der Katze...

Vielmehr Ungemach droht allerdings aus Hong Kong, wo es bereits ein Disneyland gibt, und man sich nun Sorgen um die Besucherzahlen macht. Mal sehen, wie das ausgeht.

Dass es übrigens im chinesischen Kalender tatsächlich kein Jahr der Katze gibt, hat einen einfachen Grund: Um die Jahre den Tieren zuzuordnen, wurde der Sage nach ein Wettrennen veranstaltet. Zwölf Plätze waren zu vergeben. Die Katze und die Maus, die sich damals wohl noch ganz grün waren, beschlossen, gemeinsam daran teilzunehmen. Am Morgen des Rennens fiel der Maus aber auf, dass ihre Chancen besser wären, wenn die Katze nicht teilnehmen würde, und so vermied sie es, die Katze zu wecken. Die Maus feierte schließlich (mit Hilfe des Ochsen, der sie die meiste Zeit getragen hatte) einen triumphalen ersten Platz, während die Katze das Rennen verschlief und sich folglich keines der Jahre sichern konnte. Seither können sich Katze und Maus nicht mehr leiden.

Zwischen Maus und Ratte wird in China übrigens nicht unterschieden, beides ist "lǎo shǔ".

Mittwoch, 21. Januar 2009

Die Geschenkidee zum Jahreswechsel: Getrocknete Ente

Gourmets aufgemerkt! stolline hat anlässlich des bevorstehenden chinesischen Neujahrsfestes von einem Geschäftspartner eine Ente geschenkt bekommen! Nicht irgendeine Ente, sondern eine - sagen wir mal - "getrocknete" Ente. Der Vogel besteht jedenfalls nur noch aus Haut und Knochen, Kopf und Schnabel wurden aber Gott sei Dank mitgeliefert. Ein schönes Geschenk!

Hier mal Ober- und Unterseite des Vogels im Bild:

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Was mit dem humorlosen Vertreter aus der Gattung der Gänsevögel zu tun ist, konnten wir bislang noch nicht ermitteln. Wir haben das Tier auch gar nicht aus der Tüte geholt, es riecht so schon ganz ordentlich. Vermutlich ist es zum Verzehr bestimmt, allerdings streckt mir mein Magen bereits beim ersten vorsichtigen Gedanken daran die dunkelrote Kelle entgegen. Geht gar nicht.

Wie alles, was uns an einheimischen Delikatessen nicht ganz koscher ist, ging die Ente jedenfalls inzwischen an unseren Fahrer. Auf unsere Nachfrage hin bekundete er, dass er sie gerne möge. Vielleicht ist er mit diesem Fang ja der Star auf seiner Neujahrsfeier - oder wollte er auch einfach nur höflich sein?

Dienstag, 20. Januar 2009

Harbin ist eine winterliche Reise wert

Nachdem wir ohne nennenswerte Erfrierungen aus Harbin zurückgekehrt sind, wollen wir die Welt an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Denke, vor allem die Fotos vermitteln einen guten Eindruck. Wer möchte, kann für einen noch authentischeren Eindruck vor dem Betrachten das Fenster weit öffnen.

Harbin ist berühmt für seine Kunstwerke aus Schnee und Eis. Unglaublich, mit wieviel Liebe zum Detail dort kleine und große Exponate aus gefrorenem Wasser gefertigt werden. Die ersten Eisfiguren konnten wir bereits am Freitagabend bewundern: Im Zhaolin Park wurden bekannte Motive aus der Welt von Walt Disney ausgestellt. Cooles Disneyland! Am Samstagnachmittag besuchten wir dann Sun-Island, wo dutzende meterhohe Skulpturen aus Schnee zu sehen waren. Manchmal kann man den Künstlern auch bei der Arbeit zuschauen.

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Noch beeindruckender aber die "Ice & Snow World" am Samstagabend, wo gigantische illuminierte Nachbauten berühmter Gebäude aus aller Welt zu bestaunen waren. Aus Deutschland nicht weniger als eine Nachbildung von Schloss Neuschwanstein, wenn auch nicht ganz maßstabsgetreu. Dieses Festival ist sicherlich eine einmalige Attraktion, die man sich unbedingt anschauen sollte, wenn man die Möglichkeit (und ein paar warme Socken) hat. Fantastisch!

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Neben den unglaublichen Gebilden aus Schnee und Eis zollten wir in Harbin den tapferen Eisschwimmern Respekt, die - nachdem sie ein tennisplatzgroßes Loch in den tiefgefrorenen Fluss gesägt hatten - einige Runden im eisigen Songhua River drehten. Soll gesund sein, aber wenn man noch ganz gesund ist, kommt man eigentlich gar nicht auf solche Ideen. Außerdem statteten wir der St. Sofia-Kirche einen Besuch ab und starteten im Safari-Bus eine Erkundungstour durch den weitläufigen Tigerpark. Der größte Feind des sibirischen Tigers scheint der gemeine chinesische Busfahrer zu sein: Beim Anblick einiger Großkatzen fragt man sich, ob das auf dem Fell die natürliche Musterung ist oder vielleicht das Reifenprofil eines alten Busses. (Aber warum soll es den Tieren in Gefangenschaft besser gehen als den Menschen in der Stadt?)

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Sicher von Station zu Station leitete uns unser Guide, der zwar wenig über seine Heimatstadt mitzuteilen wusste, sich ansonsten aber rührend kümmerte. Für die Auswahl der Restaurants konnte er wahrscheinlich nichts. Insgesamt war uns die Palette an Speisen etwas zu Chinesisch, obwohl das Schweinefleisch süß-sauer in zwei von drei Fällen akzeptabel war. Samstagmittag erklärten wir unseren Mc Donald's-Drang noch mit unerträglichem Kaffeedurst, Sonntagmittag reklamierten wir unverhohlen westliches Essen, was uns letztlich auch zum "goldenen M" führte. Im Übrigen war das Essen sehr lasch gewürzt, was aber wohl typisch ist für den Norden Chinas.

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Auch wenn Harbin für sich in Anspruch nehmen kann durch den russischen Einfluss früh mit westlichen Ideen in Kontakt gekommen zu sein, ist die Stadt doch sehr chinesisch. Werbetafeln an Geschäften sind fast ausschließlich Chinesisch (oder Russisch, yippie!), Ausländer sieht man abseits der Sehenswürdigkeiten gar nicht, und vieles ist noch chaotischer und leider auch schmuddeliger als in Shanghai. Das geht wirklich. Oder lag es nur an dem trüben Winterwetter?

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Interkultureller Glanzpunkt des Wochenendes war der Kampf mit einer "Kellnerin" in einem ebenso einfachen wie überteuerten "Restaurant" am Flughafen von Harbin kurz vor Abflug. Trotz unserer gebündelten Sprachkompetenz und unzweideutigem Tippen auf die entsprechende Zeile der Getränkekarte brauchten wir mehrere Anläufe, um vier Flaschen Bier zu ordern. (Sollten wir eigentlich seit der zweiten Chinesisch-Stunde im Schlaf beherrschen!) Für die kleine Frau mit der Penetranz einer Bandansage war nicht nachvollziehbar, wie sechs Personen nur vier Flaschen Bier (à 600 ml!) bestellen könnten. Schließlich lenkte sie unter Protest ein - und servierte mit den Flaschen drei (3) kleine Gläser an den Tisch. Nach erneutem Protest brachte sie als Ergänzung drei Kaffeetassen und behauptete auf Nachfrage, keine weiteren Gläser zu haben. Gut, dass wir weit und breit die einzigen Gäste waren! Erst ein weiterer verbaler Schlagabtausch führte schließlich zur vollständigen Ausstattung der durstigen Mannschaft mit adäquaten Trinkgefäßen. (Solche Begegnungen sind uns bis heute unverständlich. Das muss man erlebt haben.)

Was die ungnädigen Temperaturen in Harbin angeht, waren wir mit unseren warmen Klamotten gut beraten, zumal wir die meiste Zeit an der wahrlich frischen Luft verbrachten. Gerade abends wurde es mit -20 Grad bitterkalt! Gott sei Dank fanden wir in der Ice-Bar des Shangri-La Unterschlupf - vielleicht die einzige brauchbare Bar im Ort, wo wir mit unseren Ski-Klamotten wirklich passend gekleidet waren und uns bei -12 Grad sehr wohl fühlten!

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Festzuhalten bleibt, dass Harbin uns vor allem mit seinen unzähligen Exponaten aus Eis und Schnee begeisterte. Darüber hinaus konnten wir den Charme der Stadt nicht ganz erschließen. Trotzdem hat sich die Tour mehr als gelohnt. Cool war's!

Freitag, 16. Januar 2009

Wir sind dann mal frieren!

An diesem Wochenende haben wir etwas ganz besonderes vor: Wir fliegen heute Nachmittag mit Freunden nach Harbin im Norden Chinas (Harbin auf der Karte), Hauptstadt der Provinz Heilongjiang an der Grenze zu Russland und mit Sicherheit eine der coolsten Städte überhaupt!Die Durchschnittstemperatur (!) liegt an normalen Wintertagen zwischen -15 und -30 Grad, aber man hat wohl auch schon unter -50 Grad Celsius gemessen.

Warum tun sich eigentlich vernünftige Menschen so etwas an? Harbin ist bekannt für seine "Festivals" rund um Eis und Schnee!Wie die sich im einzelnen unterscheiden, können wir noch nicht zuverlässig sagen, aber es gibt zum Beispiel das "Ice Lantern Festival", das "Snow Carving Festival" und die "Harbin Ice and Snow World". Immer geht es darum, dass Skulpturen aus Eis und Schnee gestaltet werden, viele sogar mehrere Meter hoch und in den Dimensionen richtiger Gebäude. Und weil wir in China sind, werden diese abends dann auch noch in allen möglichen Farben illuminiert. (Erste visuelle Eindrücke der diesjährigen Ausstellungen vermittelt die China Daily.)

Die letzten Tage wurden jedenfalls großzügig warme Klamotten zusammengetragen. Man glaubt ja gar nicht, wie sexy lange Unterhosen sein können! Wie viele Lagen wir dann tatsächlich übereinander ziehen werden (müssen? können?), wird sich erst vor Ort zeigen. Gestern Abend haben wir mal Anprobe gemacht, das war schon ganz schön kuschelig. (Die Idee, in unserer schattigen Küche ein Trainingslager einzurichten, wurde allerdings wieder verworfen.) Außerdem haben wir echte Schneeschuhe organisiert, die wir vermutlich nicht nur gegen den Frost, sondern auch zur Bekämpfung von Waldbränden nutzen könnten.

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Für den Fall, dass auch die nicht ausreichen sollten, hat "der andere Florian" (so heißt das hier immer, wenn wir zusammen auftreten, wobei "der andere" mal "der eine", mal "der andere" sein kann, logisch!) einen nicht unerheblichen Betrag in einen kleinen Flachmann investiert. Nach dem vierten oder fünften Schluck sind wir dann vielleicht auch bereit für eine andere beliebte Attraktion in Harbin: "Winter swimming" im Songhua River!

Donnerstag, 15. Januar 2009

Auftakt zur jährlichen Völkerwanderung

Es ist Donnerstag und normalerweise kommt donnerstags immer unsere Wäschefrau, um unsere Klamotten auf Vordermann zu bringen. Das funktioniert meistens wunderbar. Aber für diese Woche hat sie uns abgesagt, und für die nächsten zwei Wochen auch. Es ist "Spring Festival" am Ende des Monats, das chinesische Neujahrsfest, "golden week" und damit für die meisten Chinesen, die sonst kaum Urlaub haben, mindestens eine Woche frei.

Ling, das ist der Name unserer Wäschefrau, hatte sich in diesem Jahr relativ spontan entschlossen, in ihre Neujahrsferien zu starten. Sie will in ihre Heimatstadt irgendwo in Sichuan, wo ihre Eltern wohnen - und ihr kleiner Sohn. Sie sieht ihn nur ein oder zweimal pro Jahr, meistens - wie jetzt - zum Neujahrsfest und manchmal noch zur zweiten "golden week" im Oktober. In der übrigen Zeit kümmern sich ihre Eltern um die Erziehung des Kleinen.

So wie Ling geht es vielen Chinesen. Sie sind aus ihrer Heimat in die großen Städte gezogen, wo man etwas Geld verdienen kann. Die Frauen als Hausmädchen oder in der Gastronomie, viele Männer auf den unzähligen Baustellen. Zum Spring Festival fahren sie dann für ein paar Tage zurück zu ihrer Familie, sehen ihre Kinder wieder, bringen Geld und Geschenke mit und erzählen sicherlich vom Leben in der Stadt - und vielleicht auch, welche Unterwäsche die Menschen aus dem Westen am liebsten tragen.

Die Zahl der Reisenden, die sich zum Frühlingsfest auf den Weg machen, steigt von Jahr zu Jahr. Allein 188 Millionen Menschen werden in den nächsten Tagen mit der Eisenbahn unterwegs sein. Das entspricht etwa der Bevölkerung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien! (Die staatliche Presse erwartet für alle Verkehrsmittel zusammen ein Volumen von insgesamt mehr als zwei Milliarden Einzelreisen!) An den Verkaufsstellen für die Fahrkarten bilden sich deshalb lange Schlangen. So lang, dass Viele dubiosen Händlern vertrauen, die mit dem Heimweh der Leute gute Geschäfte machen. Ling ist deshalb früh aufgebrochen; als es noch Tickets gab, die sie sich leisten konnte.

Wer nicht gerade Geld für den Flieger hat, verbringt viele Stunden in überfüllten Bussen und Zügen, auch wenn hunderte Sonderzüge verkehren. Alle hoffen, dass es nicht wieder einen schlimmen Wintereinbruch gibt wie im letzten Jahr, als Hunderttausende unterwegs tagelang festsaßen. Ansonsten kann die Völkerwanderung aber wohl bewältigt werden: Wegen der Wirtschaftskrise sind viele Arbeitslose schon früher zu ihren Familien zurückgekehrt, einige haben nach Neujahr keinen Job mehr und werden deshalb länger als gewöhnlich wegbleiben.

Ling wird hoffentlich zurückkommen. Schließlich haben wir auch in Zukunft schmutzige Hemden, die gewaschen und gebügelt werden wollen. Meistens donnerstags.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Jan, 00:16

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