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Mittwoch, 21. Oktober 2009

Fragliche Verständnisfragen

Wieder so eine merkwürdige Verständnisfrage in meinem Chinesisch-Übungsbuch: Zwei gute Schulfreunde, die nach der gemeinsamen Schulzeit nur noch wenig Kontakt hatten, haben sich vor ihrem nun bevorstehenden Wiedersehen

a) nicht gut verstanden,
b) relativ gut verstanden,
c) sehr gut verstanden oder
d) etwas, das ich nicht entschlüsseln kann?

Bin schon sehr gespannt auf die Auflösung morgen früh!

Dafür habe ich diesmal zumindest bei den anderen fünf Fragen einen begründeten Verdacht, was die richtigen Antworten sein könnten. Vor Überraschungen ist man in diesem Sprachkurs aber nie sicher!

Dienstag, 20. Oktober 2009

Pfoten und Recht

Während sich der Schutz von Markenrechten im chinesischen Alltag an vielen Stellen als schwierig erweist, scheinen sich Rechteinhaber in Deutschland ihrer Privilegien hin und wieder sehr sicher zu sein. Bastelfreunde, Haustierbesitzer und potenzielle Käufer von Outdoor-Produkten sollten sich diesen Artikel genauer anschauen. (Über die erfrischende Welle gesunden Menschenverstands, die das Vorgehen im Internet ausgelöst hat, berichtet unter anderem Werbeblogger.)

Soweit ich das gesehen habe, hatte bislang keiner der Abgemahnten den Mut oder das Geld, die Vorwürfe durch ein Gericht prüfen zu lassen. Dass DIE Original-Pfote geschützt sein muss, steht für mich außer Frage. Alle anderen Pfoten sollten aber doch bitte der Allgemeinheit zur Verfügung stehen! Sonst darf man bald nicht mal mehr mit seinem Hund im Schnee spazieren gehen.

Es gibt übrigens im Outdoor-Bereich auch gute Alternativprodukte von Herstellern ohne Pfote.

Montag, 19. Oktober 2009

Super Oktoberfest im Paulaner 2009

Auch wenn wir dieses Blog dann endgültig in "Shanghai Bierfest"-Blog umbenennen müssen, hier ein paar Imressionen des sehr gelungenen gestrigen Abends beim Oktoberfest im Paulaner in der Fenyang Lu. Da wir in den letzten Wochen ja schon das eine oder andere Bierfest hier in Shanghai besucht haben, trauen wir uns durchaus einen Vergleich der bierseligen Veranstaltungen zu. Und müssen zu dem Ergebnis kommen, dass das gestern einfach spitze war! In allen Kategorien volle Punktzahl, würde ich sagen. (Außer vielleicht bei "hygienische Situation auf den Herrentoiletten", was man so hört...)

Statt dem sonst obligatorischen Festzelt-Buffet gab es im Paulaner ein kleines Menü (Salat, Würstplatte mit Kraut, Rote Grütze), das sich als äußerst schmackhaft erwies. Auch ohne korrespondierende Bretzeln und Brotkorb wäre sicherlich niemand hungrig nach Hause gegangen. Das vor Ort nach deutscher Rezeptur gebraute Bier im Paulaner ist ja ohnehin das beste in Shanghai, so dass man hier auch nicht(s) aussetzen konnte.

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Besser als auf den anderen Festen hat uns "die Musi" gefallen. Die eigens aus München eingeflogenen Kirchdorfer Musikanten trafen sehr gut den Rhythmus des anwesenden Volks. Nach traditionellem Blasmusik-Auftakt gaben die Herren samt Frontfrau richtig Gas, so dass sich die (etwas kleine) Tanzfläche schnell füllte. Wir mussten allerdings lernen, dass man nach zwei Jahren ohne Deutschland bei aktuellen Liedern nicht ganz textsicher ist. ("Hast Du das schon mal gehört?" - "Du??") Ein weiterer Grund, doch bald nach Deutschland zurück zu kehren. Der "Griechische Wein" wird aber Gott sei Dank immer noch mit Originaltext gesungen.

Unserem Weilbacher Damen-Trio schien es auch zu gefallen. Zusammen mit stolline bildeten sie ein sehenswertes Quartett! Für weibliche Besucher von Bierfesten in Shanghai sind Dirndl inzwischen ja fast schon Pflicht, auf dem Stoffmarkt gehören sie im September und Oktober sicherlich schon zu den beliebtesten Kleidungsstücken. Auch die anderen Mädels (oder heißt es traditionell "Madeln"?) an unserem Tisch konnte man in Tracht betrachten. Die Dichte an Lederhosen bei den männlichen Besuchern war dagegen nicht nur an unserem Tisch deutlich geringer. (Aber alle, die Lederhosen trugen, waren am Ende deutlich dichter. Korrelierend?)

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Wir hatten also einen sehr schönen Abend und einen würdigen Abschluss (vermutlich) der Oktoberfest-Saison in Shanghai. Das nächste Jahr müssen wir wohl nach München, um das Original zu erleben!

Ach so: Deutsche Feste bedeuten für chinesische Teilnehmer ja immer auch ungeahnte Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern und sich bei ganz alltäglichen Dingen fortzubilden. Gestern Abend beispielsweise haben einige Chinesinnen gelernt, dass man eine leere Bierbank nicht an der schmalen Seite besteigen kann. Auch nicht, wenn man (bei maximal zierlichen 46 Kilo Kampfgewicht) vorher zwei Maß getrunken hat! Soweit wir das beobachten konnten, hat sich zumindest keine verletzt. Ist ja irgendwie auch Teil der Gaudi, wenn man immer und immer wieder laut kreischend von der Bank stürzt. Die hatten Spaß!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Die Schönen und Reichen - und wir!

Das vorweg: Als Ausländer mit westlicher Herkunft zählst Du in Shanghai fast automatisch zum angesagten Volk. Ob Du willst oder nicht, da fragt Dich keiner. Türen von Restaurants, Clubs und Bars stehen offensichtlichen Westlern selbst mit betont legerer Kleidung weit offen, Türsteher grüßen freundlich oder erklären dem Fahrer den Weg zum Parkplatz. Von wegen "Du komms' hier ned' rein; Hose Arsch, Schuhe Arsch, ... ": Im beschaulichen Shanghaier Nachtleben ist alles recht entspannt.

Nun haben wir seit vorgestern drei Mädels aus stollines Tanzgruppe zu Gast (btw: Noch 24 Tage bis zum 11.11.!), die fern der Heimat etwas erleben wollen. Die jungen Damen kommen aus Weilbach, einem aufstrebenden Ortsteil von Flörsheim am Main, dessen Nachtleben ähnlich pulsierend und dynamisch zu sein scheint wie in unserem beschaulichen Eschborn. Da kann man mit dem Nudel-Moslem um die Ecke also nicht wirklich beeindrucken.

Es musste also etwas besonderes her - und unter dieser Prämisse stürzten wir uns dann gestern Abend auch ins Shanghaier Nightlife. Mit ein paar Freunden aßen dinierten wir zunächst im "Mr & Mrs Bund", einem feinen und relativ jungen Restaurant Gourmet-Tempel direkt an der Bund-Promenade. Offenbar hat der Koch aus dem "Jade on 36" nun dort ein neues zu Hause gefunden, denn es gibt dort ähnlich kuriose und leckere Speisen wie im Restaurant des Shangri-La. Mir hat es bei Mutti früher ja auch schon immer geschmeckt, aber was dort nun gezaubert wird, ist wahrlich nicht zu verachten! Ein intensives Ess-Erlebnis, dass sich in Worten kaum beschreiben lässt. Man kommt eben in Kontakt mit dem zartesten Rindfleisch, das man je hatte, oder dem apfeligsten Apfelschaum oder, oder, oder.

Preislich kommt man bei unserem Nudel-Moslem zwar günstiger weg, aber für ein ausgezeichnetes Restaurant in bester Lage haben wir uns fair behandelt gefühlt. Gegen 15,- bzw. 18,- Euro für eine liebevoll gegarte Hühnerbrust oder ein herrliches Stück Tunfisch kann man in so einem Laden doch eigentlich nichts sagen, oder?

Gut gesättigt zogen wir anschließend weiter ins "M1nt", einen exklusiven Club mit fantastischer Aussicht auf die Skyline der Stadt. Eigentlich (mehr oder weniger) exklusiv zahlenden Mitgliedern vorbehalten, konnten wir uns dank guter Beziehungen hier unter das Volk mischen und bekamen sogar einen prima Tisch in Barnähe. Wenn man sich dort erst einmal akklimatisiert hat, lernt man die Weitläufigkeit des Betriebs und die einmalige Gestaltung der Räume zu schätzen. Selbst der Gang zur Toilette ist hier eine Attraktion, jedes Möbelstück einen Blick wert. Unglaublich ist ein gigantisches Aquarium, in dem echte Haie ihre Runden drehen. (Für die Haie ist das wahrscheinlich etwas doof.) Trotz der exklusiven Atmosphäre war ansonsten auch hier alles entspannt, neben aufgetakelten Tussis nippten langhaarige Kerle in alten Jeans an ihren Cocktails. Die Schönen und Reichen amüsierten sich gut. Wir auch.

Heute Abend gibt es übrigens ein wenig Kontrastprogramm zur House-Musik von gestern Abend, nämlich Hausmusik: Ab 18.00 Uhr sind wir im Paulaner zum Oktoberfest!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Zweiter Frühling

Der Herbst ist die schönste Jahreszeit in Shanghai. Angenehme Temperaturen, die erst gegen Abend unter die 20 Grad-Marke fallen, und geringe Luftfeuchtigkeit bescheren einen zweiten Frühling. Gut, dass der unbarmherzige Sommer mit drückender Schwüle und surrenden Klimageräten vorbei ist!

So ist auch die Stimmung in der Stadt sehr entspannt: Unter Mittag sitzen In- und Ausländer in Parks und in den Außenbereichen der Restaurants und genießen die zahmen Sonnenstrahlen. Nachts kann man gut schlafen, weil man sich nicht zwischen Tropenwetter (ohne Klimaanlage) und Biskaya (mit Klimaanlage) entscheiden muss.

Wenn unser fahrender Wetterfrosch recht behält, bleibt's auch in den nächsten Tagen so! :-)

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Tibet-Nepal-Reisebericht (dritter Streich)

Der nächste Tag brachte uns den Transfer zur nepalesischen Grenze. Die holprigen Wege forderten von Gefährt und Fahrer höchsten Einsatz. Es ging bergab, und irgendwann gegen Nachmittag zeigten sich anstelle karger Steinwüsten plötzlich wieder grüne Wiesen, Pflanzen und Bäume. Dafür begann es zu regnen, weshalb die unbefestigten Straßen vielerorts schlechter wurden.

Irgendwo im Gebirge wenige Kilometer vor den Grenze nach Nepal durften wir dann wieder eines dieser unbezahlbaren China-Erlebnisse machen: Die kaum ausgebaute Straße am Steilhang war wegen Bauarbeiten für mehrere Stunden gesperrt, wir hätten lange warten müssen. Unser Fahrer hatte zunächst die Hoffnung, einen alten Kameraden aus Armeezeiten am anderen Ende der Baustelle aktivieren und so eine schnellere Durchfahrt erwirken zu können. Das klappte aber nicht. Einige Zeit später schlug unser Guide vor, zu Fuß durch die Baustelle zu gehen, um die Grenzstadt ohne Auto zu erreichen, dass später mit dem Fahrer und unserem Gepäck nachkommen könnte. Da kein Ende der Sperrung absehbar war, fand dieser Vorschlag vorsichtige Zustimmung. Nach wenigen Gehminuten auf der schlammigen, nebligen Straße am Hang hörten wir ein Pfeifen, was unser Reiseführer als Ankündigung einer Sprengung deutete. Zu Recht, kurz darauf hörten wir den Knall und ein Rauschen. Aufgrund des Nebels konnten wir aber nichts sehen. Immerhin war aber der Boden unter unseren Füßen noch fest und dort geblieben wo er war.

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Wir zogen weiter durch die Baustelle, allerdings kamen uns nun drei einheimische Frauen entgegen, die von einer weiteren Sprengung berichteten. Wir warteten, aber einige Zeit tat sich weiter gar nichts. Schließlich kam einer der Bauarbeiter zu uns, diskutierte kurz mit unserem Reiseführer, kletterte mit uns am Hang und unterhalb der Straße durch Zäune und über Pipelines und führte uns einen schmalen Gang entlang bis ans Ende der Baustelle, wo wir wieder auf die unfertige Straße wechseln konnten. Neben uns am Boden hatten chinesischen Bauarbeiter in Plastiksandalen gerade begonnen, die farbigen Zündkabel zusammen zu knoten. Ein vertrauenstiftender Anblick - und eine spannende Erfahrung irgendwo im chinesisch-nepalesischen Grenzgebiet!

Am darauffolgenden Morgen setzten wir unsere Fahrt an unzähligen kunterbunten Tata-LKWs vorbei fort und wechselten nach Nepal, das Land an das wir keine Erwartungen hatten, das uns aber positiv überraschte! Selten zuvor waren wir irgendwo so freundlich aufgenommen worden wie dort, selbst unsere akute Geldnot (kein Geldautomat im Grenzgebiet) überbrückte der Guide vor Ort mit einem Kleinkredit. Auch die sehr schmackhafte Küche vor Ort bot Abwechslung gegenüber der chinesisch-tibetischen Einheitskost der Vortage.

Der Weg in die Hauptstadt Kathmandu zeigte uns die zwei Gesichter des Landes: Auf der einen Seite wunderschöne gebirgige Landschaften und kleine Orte auf dem Land, auf der anderen Seite lebhafte Großstädte mit all den Problemen moderner Metropolen – nach der Einsamkeit im tibetischen Hochland fast eine willkommene Abwechslung, auch wenn das nepalesische Chaos noch einmal ein anderes ist als das in good old Shanghai!

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Es gibt vermutlich kaum einen anderen Fleck auf der Erde mit einer vergleichbaren Dichte an Tempeln, Palästen und Türmchen wie die Region um Kathmandu. Bemerkenswert auch die heiligen Kühe in den Straßen, die mit den knatternden Motorrädern um den wenigen Platz in den engen Gassen konkurrieren. Bleibt abzuwarten, wie lange die vielen alten Sehenswürdigkeiten den Abgasen der Großstadt und dem Dreck der unzähligen Tauben (Buddhisten und Hinduisten würden die Tierchen natürlich nie vertreiben!) stand halten können.

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Würde man uns ein Fazit dieser Tour abnötigen wollen, wäre es ein positives. Die Landschaften des tibetischen Plateaus sind unglaublich sehenswert! Die Höhe an sich ist bereits eine Attraktion, der massive Mount Everest ragt daraus noch einmal majestätisch hervor. Den Reichtum der tibetischen Kultur kann sicherlich besser verstehen, wer sich im Buddhismus auskennt. Ansonsten sind die Ortschaften – abgesehen von Lhasa – eher staubig und trist, auch wenn hier und da bunte Gebetsfahnen wehen. Ein wesentlich lebendigeres Bild gibt Nepal ab, vielleicht auch wegen der saftig grünen Vegetation, dem furchtbaren Chaos auf den Straßen und den erfrischend freundlichen Menschen. Für Trekking-Freunde bieten sich hier ausgezeichnete Möglichkeiten – und für uns vielleicht Optionen für einen zukünftigen Urlaub. Mit Rucksack.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Tibet-Nepal-Reisebericht (zweiter Streich)

Im Kontrast zu den prunkvollen Stätten der Anbetung stehen die einfachen Dörfer am Rande der Straßen. Gipfel der Trostlosigkeit war der Ort Bebar in der Nähe von Tingri. Mitten im Nichts gelegen, zerfallen, heiß, staubig – und man wartete eigentlich nur darauf, dass vertrocknete Büsche über die Straße geweht werden würden und die Mundharmonika erklingt. In der Nähe eines Wehrs spielten Kinder im Wasser, an der zentralen (und einzigen) Kreuzung der Stadt kontrollierten provisorisch uniformierte Polizisten unter einem alten Sonnenschirm bis Dienstschluss die Papiere der wenigen Durchreisenden. Zwar wurden wir hier nicht von Kindern angebettelt, aber man fragt sich, von was die Leute in diesem verlorenen Nest derzeit leben und von was ihre Kinder später leben sollen.

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Überhaupt wurden die Verhältnisse je weiter wir uns westwärts bewegten immer einfacher. Dank unserer Guides fanden wir vor Ort dennoch immer wieder authentische Gaststätten, die uns gut bekochten. Yak-Burger suchte man hier allerdings vergebens, gebratene Nudeln und Reis sowie Suppen waren nun unsere Favoriten. Die Hotels schienen aus einer anderen Zeit zu sein, dank sauberer Betten konnten die Schlafsäcke aber in ihren Hüllen bleiben. In den dunklen Bädern sorgte stolline mit Sagrotan für ein beruhigendes Gefühl, hier und da blieben die Badelatschen beim Duschen trotzdem besser an den Füßen. Aber wenn sich der Temperaturregler über der fleckigen Badewanne beim Drehen aus der bröseligen Wand löst, kommt ohnehin kein Wellness-Feeling auf.

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Dennoch alles zu ertragen, weil beeindruckende Landschaften unterwegs für Erstaunen und gute Stimmung an Bord unseres Allradwagens sorgten. Dafür waren wir schließlich in diesen Winkel des Planeten gereist!

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Ausgerechnet auf dem Höhepunkt unserer Tour mussten dann schließlich doch die Schlafsäcke aktiviert werden: Dank der Ortskenntnisse unseres Reiseleiters wohnten wir eine Nacht in einem Zelt direkt am Mount Everest Base Camp! Luxus war hier ebenfalls nicht zu erwarten, aber im Schatten des höchsten Gipfels des Planeten natürlich auch absolut obsolet. Mit gesammeltem Ziegenkot und Yak-Fladen wurde die Hütte erstmal ordentlich eingeheizt, darüber hinaus standen bunte Decken zur Verfügung.

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Das Base Camp an sich besteht aus vielen Zelten, die um einen fußballfeldgroßen Platz angeordnet sind. Von dort hat man bereits gute Sicht auf den Berg der Berge – wenn es nicht gerade neblig ist, wie in unserem Fall. Wenn es neblig ist, sieht man Besucher wie uns im Minutentakt vor ihren Zelten, um einen kritischen Blick Richtung Berg zu richten und festzustellen, dass das Wetter noch immer beschissen ist. In unserem Fall fing es schließlich sogar an zu schneien.

Gegen Abend heiterte es etwas auf, so dass wir die kurze Wanderung zu einem Aussichtspunkt antreten konnten, der noch näher am Berg liegen sollte. Dort bot sich zunächst derselbe neblige Anblick. Mit einer gehörigen Portion Fantasie (oder höhenbedingtem Sauerstoffmangel?) versuchte man hier und da in der Verlängerung der sichtbaren Hügel den Mount Everest auszumachen. Aufgrund der Kälte vor Ort allerdings kein Vergnügen und nur wegen der des Ortes innewohnenden Magie einigermaßen erträglich. Während wir bibbernd den nebligen Horizont absuchten, tat sich etwa zwei Kilometer weiter oben plötzlich ein Loch in den Wolken auf – und der Gipfel des Mount Everest wurde für einen Moment sichtbar! Fantastisch, und zumindest wussten wir nun auf welcher Regalhöhe wir suchen mussten.

Leider war es das dann erstmal wieder für eine ganze Weile, weshalb wir frierend den Rückzug begannen. Erst auf dem Heimweg konnten wir weitere Blicke auf den Berg werfen, bevor wir uns zurück im Zelt über das einfache, aber schmackhafte warme Abendessen hermachten.

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Nachdem alle ungebetenen Gäste aus unserem Zelt verschwunden waren, begann eine etwas unruhige Nacht. Ein Campingplatz ist eben kein Kloster und schon gar kein Nachtzug der Tibet-Bahn. Dafür war es zwischen dutzenden von Decken zumindest nicht kalt! Und Gott sei Dank mussten wir vor dem Morgengrauen nicht raus, denn es schneite leicht und die vor Ort wild lebenden Yaks hatten ihre Schlafplätze nicht weit von den Zelten entfernt eingenommen.

Fortsetzung folgt ...

Montag, 12. Oktober 2009

Tibet-Nepal-Reisebericht (erster Streich)

Gestern Nachmittag die letzte Wachmaschinenladung mit Urlaubsklamotten auf der Wäscheleine verteilt, nun ist Zeit für einen kurzen Rückblick auf die letzten zwei Wochen. Beim Anblick des inzwischen größtenteils getrockneten Wäschebergs in unserem Arbeits-/Bügel-/Gästezimmer muss man sich immer noch wundern, wie all die Teile in unsere Rucksäcke gepasst haben. Aber es war gut, dass wir (nur) sie dabei hatten, denn mit neuen großen Koffern hätten wir hier und da alt ausgesehen.

Zum Beispiel in der Tibet-Bahn von Xining nach Lhasa: Bis zuletzt war unklar, ob unsere vierköpfige Reisegruppe in einem "Soft Sleeper"-Abteil mit vier Betten oder einem "Hard Sleeper"-Abteil mit sechs Schlafmöglichkeiten unterkommen würde. Erst kurz vor der Abfahrt stellte sich endgültig heraus, dass wir "hart" schlafen sollten, dafür aber in einem eigenen Abteil ohne fremde Fahrgäste. Wunderbar, denn die beiden unbelegten Betten des türlosen Abteils konnten so zu Stellplätzen für unsere Rucksäcke und allerhand Gepäck umfunktioniert werden. (Dass wir als Ausländer mit unseren "Hard Sleeper"-Tickets trotzdem im gepolsterten und klimatisierten Warteraum für "Soft Sleeper"-Fahrgäste auf die Abfahrt des Zuges warten durften, wird China-Experten nicht verwundern.)

Man kann nicht behaupten, dass die mehr als 24-stündige Bahnfahrt wie im Fluge verging, aber langweilig war es nie. Das lag auch an dem strengen Regiment, das an Bord des Zuges herrschte. Das Licht in den Waggons wurde abends um zehn ebenso unbarmherzig und zentral ausgeschaltet ("klick"), wie es am darauffolgenden Morgen um sieben Uhr ("klack") wieder eingeschaltet wurde. Rucksäcke auf den Liegen ("not allowed!") wurden ebenso wenig toleriert wie die Benutzung der Zudecken am Tage ("not allowed!"). Allerdings waren die oberen Etagen der Stockbetten für die parkuhrhohen Bahnbeamtinnen ohnehin nicht einsehbar...

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Mit einigen chinesischen Sätzen, Komplimenten für gutes Englisch und Keksen erwarben wir uns Kilometer um Kilometer die Sympathien der Zugbegleiterinnen. Das war auch nötig, denn über Stunden waren unsere Fahrscheine, die wir am Zielbahnhof noch brauchen sollten, verschwunden, tauchten erst kurz vor Ankunft wieder auf. Zwischendurch diskutierten wir Themen, die die Welt nicht braucht, tauschten Erfahrungsberichte über den (im großen und ganzen erträglichen aber stark variierenden) Verschmutzungsgrad der Zugtoiletten aus und bestaunten – die meiste Zeit - die atemberaubenden Landschaften Tibets.

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Bei unserer späten Ankunft in Lhasa überraschte uns die unübersehbare Präsenz chinesischer Sicherheitskräfte. Kaum eine Kreuzung, an der nicht bewaffnete Einheiten ausharrten, nachts fuhren gepanzerte Fahrzeuge durch die Straßen. Man gewöhnte sich in den nächsten Tagen fast daran, auch wenn ein mulmiges Gefühl blieb. Als Kontrast zu den ernsten Mienen der Soldaten erlebten wir die Gastfreundschaft der Tibeter: Im Hotel, in Restaurants und auf den Straßen fühlten wir uns willkommen, und nach einigen Anläufen kam das tibetische Wort für "Danke" fast ebenso sicher über die Lippen wie das chinesische, das dort aber deutlich weniger populär ist.

Versucht man den politischen Konflikt außen vor zu lassen, präsentiert sich Lhasa als eine sympathische, auf Tourismus ausgelegte Stadt. Hauptattraktionen sind der Potala-Palast und einige Klöster im Stadtgebiet und in der Umgebung. Viele westliche Besucher nutzen die Stadt auf 3.600 Metern Höhe zur Akklimatisierung, bevor sie weiter ins tibetische Hochland ziehen.

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Die einfachen Restaurants der Stadt locken mit lokalen Spezialitäten und Adaptionen internationaler Gerichte; das Beste aus beiden Welten plus eine gehörige Portion Kult vereint der Yak-Burger. Alles, was irgendwie aus Milch herzustellen ist, schmeckt hier deutlich saurer als gewohnt – und oft ein wenig nach den produzierenden Huftieren.

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Nach zwei Tagen in Lhasa hat man auch die wenig aufregenden chinesischen Teile der Stadt entdeckt – und fühlt sich bereit für den Ausbruch in die tibetische Wildnis. Die Zivilisation, die man dadurch zwangsläufig hinter sich lässt, lernt man in den darauffolgenden Tagen zu schätzen. Unsere Tagestouren sahen nun so aus, dass wir uns mit dem Geländewagen über mehr oder weniger ausgebaute Straßen und bunt beflaggte Pässe immer weiter Richtung Süd-Westen vorarbeiteten. An markanten Punkten machten wir Halt, nach dem Erreichen unserer Tagesziele blieb regelmäßig noch Zeit für die Besichtigung von Klöstern und Ortschaften.

Überrascht hat uns, wie viele uralte und unglaublich wertvolle Schätze in den buddhistischen Klostern irgendwo weit draußen zwischen staubigen Straßen und kargen Felsen aufbewahrt werden. Wie bereits häufiger bedauert, reichen unsere buddhistischen Fachkenntnisse allerdings nicht weit, so dass wir auch diesmal – und trotz sehr detailreicher Erläuterungen unseres Reiseleiters – nur den oberflächlichen Wert der Anlagen und Devotionalien erahnen konnten. Wie weit der Buddhismus mit dem Leben der Menschen vor Ort verzahnt ist, zeigt die große Zahl von regelmäßigen Besuchern, die seit Jahrhunderten Opfer in Form von Yak-Butter in die Tempel tragen (eigentümlicher Geruch) und große und kleine Gebetsmühlen in Schwung halten.

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Fortsetzung folgt ...

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